erheben sie ihre stimme! bestimmen sie, wer dazu gehört! werden sie teil des ersten demokratisch erschaffenen monopolyspiels der welt.
das klingt nach einer ungewöhnlichen und cleveren marketingidee, denn wer von uns würde nicht gerne mitreden, wenn es darum geht, das tv-programm der kommenden woche festzulegen oder den neuen bionade-geschmack zu bestimmen. stattdessen schreibt uns das gros der werbetreibenden beharrlich vor, was wir wollen: das schnittigste auto, die glänzendsten locken, den nervigsten klingelton. keiner – ausser den subtil agierenden umfragegurus – fragt uns jemals nach unseren wünschen oder interessiert sich für unsere ideen.
da liegt das konzept der hersteller des erfolgreichsten strategiespiels der welt nahe: die spieler, allen voran die potenziellen spieler, entscheiden in einer demokratischen urabstimmung, welche städte fortan das brett zieren werden – und wo die unglücklichen besucher in zukunft ihre viel zu knappen monopoly-dollar für überteuerte übernachtungen und mietpreise loswerden. eine scheinbar kundenfreundliche massnahme, die sich letztlich aber vor allem als erfolgreicher pr-coup erweist. regionalradios und -zeitungen auf der ganzen welt haben die aktion zum anlass genommen, um für ihre heimatstädte zu werben und als inoffizielle botschafter aufzutreten. aus dem enormen medienecho ist eine riesige welle der identifikation entstanden, mit der nicht einmal die marketingprofis von hasbro gerechnet haben können.
dabei ist das erfolgsrezept ganz einfach: ein unternehmen beachtet die meinung seiner kunden – und zwar nicht nach dem konsum, sondern bereits in der entwicklungsphase. durch diese erstmalige öffnung der entwicklungsprozesse wird auch die trennung zwischen entwicklern und konsumenten aufgehoben. dieses phänomen, das manche «open innovation» nennen, beendet auch die zeiten, in denen ingenieure, entwickler oder kreative abgeschottet in ihren büros vor sich hin getüftelt und am ende eine idee oder ein fertiges produkt präsentiert haben.
es ist ein scheinbar demokratischer, längst überfälliger vorgang, den viele konsumenten begrüssen und entsprechend honorieren. es stellt sich nur die frage, ob die meinung der massen letztendlich auch die produkt- und marketingmanager, die kundinnen und kunden dieser welt zufriedenstellt. denn, ganz ehrlich: wer ist wirklich damit einverstanden, dass uri sich in der schweizer version des monopolyspiels auf dem teuersten fleckchen eingenistet hat – vor zürich, bern oder basel? ist das die vielbeschworene demokratie? oder doch eher die manipulation der massen?
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